Österreich radelt, Niederösterreich radelt, Markersdorf-Haindorf radelt (noch nicht).
In der Corona-Krise ist das Reisen in entfernte Urlaubsregionen schwierig geworden. Stattdessen boomt die neue Lust auf das Fahrrad. Die Umsätze des Radhandels in Österreich und in ganz Europa sind sprunghaft angestiegen, die Hersteller kommen der Nachfrage kaum nach.
Die seit Jahren zunehmende Verbreitung von E-Bikes tut dabei ihr Übriges. Wer auf elektrische Unterstützung setzt, kann längere Wege zur Arbeit pendeln, bezwingt entspannt Steigungen und fährt auch einmal schwere Einkäufe nach Hause. Kurz: Einsatzfeld und Spaßfaktor steigen.
Bund und Land fördern
Die österreichische Politik fördert das Fahrradfahren seit heuer in bisher nie dagewesener Art und Weise. Der Bund unterstützt Regionen, Städte und Gemeinden beim Bau von neuen Fahrradwegen, Ladestationen usw. in Summe mit 46 Millionen Euro – eine Verzehnfachung der bisherigen Mittel. In Kombination mit dem Kommunalen Investitionsprogramm 2020 übernimmt der Bund sogar bis zu 80 bis 100% der Kosten für neue Fahrradinfrastruktur-Projekte. Das Ziel: In den nächsten Jahren soll sich der Radverkehrsanteil auf Österreichs Straßen von 7% auf 14% verdoppeln.
Wo der Bund spendabel ist, will das Land NÖ nicht nachstehen. Das Land hat mit 1. November 2020 ein neues Fördermodell für die Förderung des Alltagsradverkehrs eingeführt und erhofft sich ebenfalls einen “kräftiger Anschub“ des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs.
Hierfür wurde das gesamte Bundesland von einem Expertenteam in ländliche „Erschließungsregionen“ und „Potentialregionen“ eingeteilt. In den ländlichen Erschließungsregionen wird die Errichtung herkömmlicher neuer Radwege gefördert. In den Potenzialregionen plant das Land bis 2030 die Errichtung eines umfangreichen Radbasisnetzes, dessen Rückgrat elf hochwertige Radschnellwege mit insgesamt 200 km Länge bilden. Einer dieser Radschnellwege wird beispielsweise im Traisental (Lilienfeld – St. Pölten), ein zweiter zwischen Loosdorf und Melk errichtet.
Die Förderquote durch das Land beträgt in den beiden Förderschienen zwischen 60 und 80%. Damit diese neuen Radwege nicht an der Gemeindegrenze enden, werden auch gemeindeübergreifende Projekte wie etwa in der Kleinregion GeMaPriMa unterstützt.
Gemeinden in der Verantwortung – Markersdorf-Haindorf hat Potenzial
Bei aller Förderung durch Bund und Land bleiben die NÖ Gemeinden für die Umsetzung selbst verantwortlich. Wer geschickt agiert, kann den Trend nutzen, Bundes- und Landesförderung kombinieren und mit wenigen eigenen Mitteln zusammen mit den Nachbargemeinden eine zukunftsträchtige Infrastruktur aufbauen.
Markersdorf-Haindorf hat es – anders als seine Nachbargemeinden Prinzersdorf, Gerersdorf oder Ober-Grafendorf – zwar nicht mehr in die Einstufung „NÖ-Potenzialregion“ geschafft. Allerdings stehen Markersdorf-Haindorf auch für die „ländliche Erschließung“ nahezu die gleichen hohen Förderquoten wie für Potenzialregionen zur Verfügung. Die Gemeinde muss hier lediglich selbst aktiv werden, um sich mit starker finanzieller Unterstützung aus Bund und Land eine lückenlose und sicher zu befahrende Fahrradinfrastruktur zu schaffen.
Die Förderkriterien kann Markersdorf-Haindorf jedenfalls leicht erfüllen: Das Projekt muss einen Lückenschluss darstellen, eine Anknüpfung an bestehende Verbindungen bieten, eine Anbindung an einen Bahnhof oder Busknoten liefern, Ortsteile oder Katastralgemeinden verbinden, Alltagseinrichtungen wie Schule oder Nahversorgung als Ziel- oder Quellpunkt haben oder Gefahrenstellen entschärfen. Wer denkt da nicht sofort an eine sichere Anbindung der ÖBB-Bahnhöfe Prinzersdorf und Groß Sierning, an eine sichere Verbindung zwischen Markersdorf und Haindorf oder die sichere Querung der Bundesstraße zwischen Mitterau und Markersdorf?
Ob auch Markersdorf-Haindorf vom Förder-Boom für neue Fahrradwege profitiert, hängt jedoch letztlich davon ab, dass sich eine politische Mehrheit für den Ausbau des klimafreundlichen Verkehrs im Gemeinderat findet. Gemeinsam lassen sich Hürden aus dem Weg räumen und die notwendigen Voraussetzungen für neue, sichere Radverkehrsanlagen schaffen.
Klima und Gesundheit profitieren
Radfahren wird – ebenso wie das Zu-Fuß-Gehen – zur Aktiven Mobilität gezählt. Aktive Mobilität ist nicht nur klimafreundlich, weil sie zur Verringerung der Treibhausgase aus dem Verkehrssektor beiträgt, sondern auch gesund. Die Bewegung an der frischen Luft stärkt das Herz, den Kreislauf und das Immunsystem und hilft somit dem Körper – last but not least – auch bei der Abwehr bösartiger Viren. Wer könnte dies derzeit nicht gut gebrauchen?