Wo so manches rauschende Feuerwehrfest gefeiert wurde, gibt es in einigen Monaten im Ortskern von Markersdorf eine Großbaustelle: die sogenannte Zentrumsentwicklung. Lange vorangekündigt kommt die Umsetzung dessen, was andere Gemeinden bereits abgeschlossen haben – die Errichtung eines modernen Gemeindeamtes mit barrierefreiem Zugang und zeitgemäßen Büros für die MitarbeiterInnen unserer Gemeindeverwaltung.
Zum Neubau des Gemeindeamtes gesellen sich einige neue Wohnungen für Jung und Alt und für Familien sowie ein kleiner “Marktplatz”, um den die neuen Gebäude herumgruppiert werden sollen.
Das Vorhaben kommt nicht überraschend, im Vorfeld wurde bereits eine Bebauungsstudie erstellt und vorgestellt. Überhaupt, so heißt es, sei der Planungsprozess unter intensiver Beteiligung der Bevölkerung erfolgt. Aber nicht jeder in Markersdorf hat sich hier eingeladen gefühlt und nicht alle konnten eingebunden werden.
Das ist wohl auch mit ein Grund dafür, dass der große Plan der Gestaltung des gesamten Areals “zwischen den beiden Markersdorfer Türmen” letztendlich gescheitert ist und der neue Ortskern zwischenzeitlich auf nur gut 3000 Quadratmeter (ehemaliges Feuerwehrhaus, Lagerhaus, heutiges Gemeindeamt) geschrumpft ist. Vom eigentlichen kulturellen Zentrum Markersdorfs, dem Kirchenplatz mit Schule und Pfarrheim, wird das “neue Zentrum” sogar unglücklich abgeschnitten sein.
So spiegelt die Zentrumsentwicklung unfreiwillig die Probleme der Marktgemeinde Markersdorf-Haindorf wider: die Zerrissenheit zwischen Zeitgeist und Tradition, zwischen konservativer Volkspartei und “jungen” Markersdorfern, zwischen Aufbruch und Beharren. Das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen, allen zu zuhören und wirklich alle in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen, das wäre das Gebot der Stunde. In einer Gemeinde, die zwei Feuerwehrhäuser unterhält, wo doch eines ausreichend wäre, scheint dies nicht einfach möglich zu sein.
Lagerhausturm und Tiefgarage
Deshalb ist die Bebauungsstudie für die Zentrumsentwicklung denn auch im Gemeinderat am 16.9.2019 nicht einvernehmlich, sondern nur gegen die Stimmen der Opposition angenommen worden. Vordergründiger Streit: der alte Lagerhausturm. Schön ist er nicht, aber markant. Folgt man dem Architekten und Autoren der Bebauungsstudie Peter Nageler von der Wiener Firma nonconform, so soll der Turm erneuert und Teil des neuen Gemeindeamtes werden. In der obersten Etage könnte dann – mit bester Aussicht auf das Alpenvorland – das Standesamt untergebracht werden. Die schöne Aussicht lenke bei einer feierlichen Hochzeitszeremonie lediglich die Aufmerksamkeit der Gäste ab und sei deshalb gar nicht gewünscht, entgegnen andere.
Über den Turm weiß man wenig, insbesondere über seine Fundamentierung. Unterlagen dazu gibt es keine. Wird das Fundament einen Umbau standhalten? Falls nein, dann wird der Steuerzahler jedenfalls die Mehrkosten einer teuren statischen Ertüchtigung zahlen – der Bauträger wird das Risiko nicht übernehmen. Ob sich die Gemeinde in Zeiten stagnierender Einnahmen ein solches finanzielles Risiko leisten kann, ist eine der schwierigen Fragen in diesem Projekt.
Zum Streitpunkt Turm gesellt sich die Frage der Tiefgarage. Wo Wohnungen in NÖ gebaut werden, braucht es Auto-Stellplätze. Die Bebauungsstudie platziert diese in einer unterirdischen Tiefgarage – obwohl das Areal im Hochwassergefährdungsgebiet liegt. Geschätzte Kosten allein hierfür: mindestens eine Million Euro. Wobei der Bau der Tiefgarage selber wiederum für die Standfestigkeit des Turmes kaum dienlich sein kann.
Will man die Kosten für die Tiefgarage sparen, so müssten alle Stellplätze oberirdisch angeordnet werden. Dort würden sie aber Flächen belegen, die für kleine Gärten für die neuen Familien-Wohnungen benötigt werden – auch keine gute Lösung.
Rechtlich gesehen bestände die Möglichkeit, über die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes die Anzahl der notwendigen Stellplätze zu reduzieren. Die Nachbargemeinde Ober-Grafendorf hat sich bei der dortigen Zentrumsentwicklung intensiv mit dem Thema Mobilität auseinandergesetzt und ein Verkehrskonzept erstellt. Für die Markersdorfer Bürgermeisterpartei ist die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes dagegen kein Thema, obwohl die Voraussetzungen mit der fußläufigen Entfernung des Zentrum-Areals zum Bahnhof sehr gut wären.
Wettbewerblicher Dialog
Im Vordergrund der Bemühungen steht dagegen vielmehr die möglichst rasche Umsetzung des Bauvorhabens. Auch deshalb wurde ein ungewöhnlicher und für die Gemeinde risikoreicher Weg gewählt. Der übliche geladene Ideenwettbewerb für die Planung wurde ausgelassen, stattdessen wurde die Umsetzung – ohne Vorlage einer konkreten Planung – unmittelbar ausgeschrieben.
Im Rahmen eines derzeit stattfindenden sogenannten Dialogverfahrens präsentieren Bauträger dabei einer ausgewählten Jury nun Konzepte, die der vorliegenden Bebauungsstudie mehr oder weniger genau folgen, und benennen einen Umsetzungspreis. Derjenige Bauträger, dessen Konzept die Jury überzeugt und dessen Preis am günstigsten ist, erhält am Ende den Zuschlag für die Bebauung des gesamten Areals. Erst nach Auftragsvergabe beginnt denn die eigentliche Detailplanung der zu errichtenden Gebäude.
Experten sehen bei diesem Vorgehen ein erhebliches Kostenrisiko für die Gemeinde. Alle kostenrelevanten Wünsche und Anforderungen für die neuen Gebäude und für den neuen Marktplatz müssten nämlich bereits jetzt in der frühen Ausschreibungsphase schriftlich niedergelegt werden – was faktisch unmöglich ist. Spätere “Änderungswünsche” wird sich der Bauträger aber sehr gerne vergolden, also von der Gemeinde teuer bezahlen lassen.
Belebter attraktiver Zentrumsbereich
Die Bevölkerung hat sich immer einen belebten und attraktiven Zentrumsbereich mit einem “echten” Marktplatz gewünscht.
Je mehr Aktivitäten es um den Platz herum gibt, desto belebter wird er werden. Die tatsächlichen Optionen hierfür sind beschränkt. Nachdem ein Dorfladen/Nahversorger als Platzanlieger ausgeschlossen wurde, haben die Grünen sich alternativ für ein kommunales Coworking-Büro am Platz stark gemacht. Auch wurde ein Vereins- resp. Jugendraum am Marktplatz vorgeschlagen, seitens der Bürgermeisterpartei aber abgelehnt.
Letztendlich wird die Zentrumsentwicklung von den Markersdorfern und Markersdorferinnen daran gemessen werden, wie gut die neuen Gebäude und der neue Marktplatz funktionieren und wie gut sie sich in den Ortskern einfügen werden.
Transparenz bei der Planung und Möglichkeiten zur Mitbestimmung, z.B. in Form einer Abstimmung der Bevölkerung über das Vorhaben, würden die spätere Akzeptanz erhöhen. Das ist zu einer solchen Abstimmung kommen wird, ist unwahrscheinlich. Derzeit sind noch nicht einmal alle Mitglieder des zuständigen Gemeinderat-Ausschusses detailliert über den aktuellen Verhandlungsstand mit den sich bewerbenden Bauträger unterrichtet.
Kannst du einen Übersichtsplan mit visualisierung veröffentlichen,
Wie man sich das vorstellen kann. Wenn ein Zentrum nicht mit Schule
Und Kirche zusammengeführt wird dann ist das von vornherein zu
Hinterfragen. Wo soll sich eine fussgängerfrenz aufbauen, wo sind die Geschäfte und weitere Ansiedlung von Dienstleistern möglich, wie sind die freizeitzonen angebunden. Bitte auch um eine Statistik wieviel einwohner er .
Danke
Wenn das nachhaltige Ortsentwicklung sein soll.. muss dann würde ich eine bürgerforums Präsentation und auch eine bürgerumfrage vorschlagen .